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Birgit hat diesen
Beitrag hinzugefügt 2003-11-04 um 21:48:02
Hallo
Padre Alex,
vielen Dank für Ihre sehr informative
Homepage, so richtig gut katholisch!
Mit einigen Fragen
möchte ich mich an Sie wenden, vielleicht finden Sie Zeit,
sie mir zu beantworten?
Welche Punkte sind zu beachten,
wenn man sich als Laie einen geistlichen Begleiter oder eine
Begleiterin sucht? Was ist wichtig in der geistlichen Begleitung,
welche Bereiche müssen angeschnitten werden?
Vergelt's
Gott für Ihre Hilfe!
Herzliche Grüße Birgit
ANTWORT PADRE
ALEX: Hallo Birgit! Erlauben Sie mir eine
übersichtliche Antwort, die nicht ausschöpfend sein
wird.
1. Zunächst meine ich, daß der
eigentliche geistliche Begleiter ein gültig geweihter
katholischer Priester sein soll, der dank des empfangenen
Sakramentes der heiligen Weihen besondere Gnaden für die
Seel-Sorge im eigentlichen geistlichen Sinne empfangen hat und
zudem das heilige Sakrament der Lossprechung
von den Sünden ( Buße / Beichte ) spenden kann,
wann immer es nötig ist, soferne er dazu vom eigenen
Ordinarius nach ausreichender Prüfung die Erlaubnis erhalten
hat. Der Priester als in der hohepriesterlichen Person Jesu
Christi Handelnde ist also der berufenste geistliche Begleiter,
was aber nicht heißt, daß zur geistlichen Auferbauung
in ganz entscheidender Weise nicht auch begnadete Ordenschristen
und andere im Mysterium Christi besonders beheimatete Katholiken
und Katholikinnen mithelfen können.
2. Ein
weiteres undispensierbares Kriterium für die Auswahl des
geistlichen Begleiters muß seine Glaubenstreue sein, d. h.
ganz konkret die überzeugende öffentliche und private
Treue zur vollständigen katholischen Glaubenslehre und
Sittenlehre gemäß dem gültigen Katechismus
der Katholischen Kirche. Es geht also um die treue
Vermittlung der Glaubensinhalte und klaren Weisungen der
Sittenlehre ohne Abstriche und falsche Kompromisse, eine
Verkündigung und Anleitung, welche sich auf die Heilige
Schrift, auf die Apostolische Tradition und das Naturgesetz sowie
Naturrecht in lebendiger und inspirierter Vermittlung durch das
Lehramt von Papst und ihm verbundenen Bischöfen stützt.
Der Geist der Unterscheidung hilft dem katholischen Christen
dabei quasi intuitiv in der Auswahl auch des geistlichen
Begleiters.
3. Ferner ist es wesentlich, daß
sich der geistliche Begleiter als stets bemüht um sein
eigenes geistliches Leben zeigt, d. h. vor allem in der täglichen
Feier der Heiligen Messe, des treuen Gebetes der Stundenliturgie
bzw. des Breviers, des regelmäßigen Rosenkranzgebetes
und vor allem der ausreichenden geistlichen Betrachtung von
Heiliger Schrift und hochstehender geistlicher Literatur von
heiligen und über heilige Personen der Kirchengeschichte.
Denn während es bei der raschen Wahl des Beichtvaters
durchaus genügt, daß die gültige Lossprechung
erlangt wird, fordert die Auswahl des geistlichen Begleiters
höhere Entscheidungskriterien, also auch eine klare Tendenz
der Selbstheiligung und gnadenhaften Selbstbeherrschung kraft der
Tugenden des natürlichen und übernatürlichen
Lebens.
4. Und dann noch eines: geistliche
Begleitung kann alle Lebensbereiche umfassen und lebt von der
Regelmäßigkeit der Begleitung, aber es wäre
meines Erachtens ein Mißverständnis geistlicher
Begleitung, wenn man dem geistlichen Begleiter die eigentlichen
Lebensentscheidungen des Alltags und darüber hinaus
gewissermaßen überträgt und damit eine
gottgegebene Verantwortung abgibt, die man aber gewissenhaft
erkennen und einüben sollte. Der geistliche Begleiter sollte
also z. B. in Fragen des Lebensstandes keine zwingenden Tendenzen
übermitteln, sondern immer klare Einladungen und Aufrufe an
das eigene Gewissen, an die eigene Vernunftabwägung kraft
des Gebetes um den Heiligen Geist und an die eigene Freiheit der
Entscheidung zum Guten. Besonders geistliche Einkehrtage
(Exerzitien) können Höhepunkte gelungener geistlicher
Erfahrung und Begleitung sein. Der geistliche Begleiter muß
sich am Guten Hirten Jesus Christus ausrichten und darf in der
Führung und Begleitung nicht eigentlich zwingen. Er muß
vor allem immergültige Prinzipien aufzeigen, nach denen eine
gewissenhafte Entscheidung in voller Übereinstimmung mit den
Geboten Gottes möglich ist. Und natürlich darf er für
den geistlichen Stand auch werben, und er soll es auch, wenn sich
eine klare göttliche Berufung abzeichnet. Doch die Berufung
muß dann der Begleitete selbst überzeugend erkennen
und ergreifen. Geistliche Begleitung muß also zu größerer
Reife im Glauben und Leben führen, zu einem größeren
und tiefer erkannten Potential gelebter Heiligkeit im täglichen
Entscheiden für das jeweils Wichtigere nach dem Willen
Gottes.
Per elektronischer Mailnachricht kann ich gerne
auf weitere Detailfragen eingehen und verbleibe für heute
mit herzlichem Gruß
Ihr Mag. Dr. Alexander Pytlik,
Vizeoffizial und Kirchenrektor
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Beatrice hat diesen
Beitrag hinzugefügt 2003-08-12 um 14:54:35
Was
bedeutet "... Priester des lateinischen Ritus"?
Beatrice
ANTWORT PADRE
ALEX: Hallo Beatrice! Die eine katholische Kirche als
wahre Kirche Christi auch in ihrer Apostolizität und
Heiligkeit besteht aus verschiedenen eigenrechtlichen
Ritus-Teilkirchen (ecclesiae sui iuris), so z. B. für die
Katholiken des maronitischen Ritus usw., aber auch die große
lateinische Kirche kann als ecclesia sui iuris, als
Ritus-Teilkirche der unter dem Papst als Stellvertreter Christi
auf Erden geeinten universalen katholischen Kirche angesehen
werden. Wenn also z. B. in unseren sogenannten westlichen Ländern
jemand in der lateinischen Kirche Priester wird, gehört er
als gültig geweihter katholischer Priester dem lateinischen
Ritus an. Und der Begriff Ritus meint hier nicht nur den
liturgischen Ritus (in der Praxis findet in der lateinischen
Kirche erst jetzt wieder eine leichte Trendwende hin zur
vermehrten Wiederverwendung der uralten lateinischen
Sakralsprache in der heiligen Meßliturgie statt, um das
Heiligste auf Erden wieder mit einer minimalen Atmosphäre
der Sakralität zu umgeben - aber auch die von Rom
approbierten volkssprachlichen Meßbücher sind ja
nichts anderes als römische bzw. lateinische Meßbücher
in der jeweiligen gehobenen liturgischen Volkssprache), sondern
meint das ganze Gut der geistlich-spirituellen, asketischen und
frömmigkeitsbezogenen Tradition. Deshalb ist die unter dem
Papst geeinte und durch dieselben sieben Sakramente verbundene
Ritenvielfalt in der einen katholischen Kirche so wertvoll, weil
wir so viele geistliche Schätze besitzen, die uns das Leben
hell erleuchten. Es ist also nicht nötig, in fremde Regionen
und von Christus entfernte Religionen zu schauen, um dem tiefen
Sinn des Lebens wieder auf die Spur zu kommen. Es gibt dann auch
Katholiken, die einen Rituswechsel innerhalb der katholischen
Kirche vornehmen wollen, z. B. wegen einer Hochzeit oder wegen
persönlicher Präferenz. Das Bewahren der eigenen
Ritustradition im Sinne der katholischen Ritenvielfalt
(insbesondere im Hinblick auf die reichhaltigen orientalischen
Riten) steht aber im Vordergrund: es soll nichts verloren gehen,
was gut und wertvoll ist für ein Leben und Feiern aus dem
Glauben. Aufgrund der Ritenvielfalt gibt es auch nicht nur das
lateinische
Kirchenrechtsbuch aus dem Jahre 1983 (CIC = Codex Iuris
Canonici), sondern auch seit 1990 das für
alle anderen orientalischen Riten gültige Gesetzbuch der
katholischen bzw. mit dem Heiligen Stuhl unierten Ost-Teilkirchen
(CCEO = Codex Canonum Ecclesiarum Orientalium). Damit haben Papst
und Kirche ihre große Sorge und Liebe gegenüber den
unter Beistand des Heiligen Geistes gewachsenen Riten in der
einen katholischen Kirche ausgedrückt, dafür dürfen
wir sehr dankbar sein. In der Hoffnung, daß die Frage nun
ein wenig beantwortet ist, verbleibt mit herzlichem Gruß
Ihr Mag. Dr. Alexander Pytlik, Vizeoffizial und Kirchenrektor
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Eva hat diesen
Beitrag hinzugefügt 2003-07-11 um 23:27:29
Guten Tag
lieber Padre Alexander! Bitte können Sie mir die heilige
Dreifaltigkeit erklären. Bis heute habe ich sie noch nicht
verstanden, es wäre allerdings so wichtig für mich. Ist
Gott im Menschen als Körper, Geist und Seele, in bildlicher
Sprache erklärt --- oder doch nicht? Danke für eine
Antwort und liebe Grüße

ANTWORT
PADRE ALEX: Hallo
Eva! Die beste Informationsquelle für tiefgehende
Glaubensfragen ist der aktuelle Katechismus
der Katholischen Kirche, hier z. B. der Glaubensteil.
Sie fragen nach dem größten Glaubensgeheimnis des
Christentums, von welchem wir nur dank der Heilsbotschaft unseres
Herrn und Gottmenschen Jesus Christus wissen. Zwar hat Gott in
seinem Schöpfungswerk und in seiner Offenbarung im Laufe des
Alten Bundes Spuren seines dreifaltigen Wesens hinterlassen. Aber
sein innerstes Wesen als heilige Dreifaltigkeit stellt ein
Geheimnis dar, das der Vernunft nicht zugänglich ist und vor
der Menschwerdung des Sohnes Gottes und der Sendung des Heiligen
Geistes auch dem Glauben Israels unzugänglich war. Einzig
der ewige Gott selbst kann uns also davon Kenntnis geben, indem
er sich als Vater, Sohn (= Jesus Christus) und Heiliger Geist
offenbart. Die natürliche Vernunft ist aber auch nach dieser
geschehenen Offenbarung nicht imstande, eine innere Einsicht in
das Dogma der Allerheiligsten Dreifaltigkeit zu erlangen. Wir
glauben dies Gott selbst. Die Menschwerdung des Sohnes Gottes
(= Jesus Christus) offenbart nun, daß Gott der ewige Vater
und daß der Sohn eines Wesen mit dem Vater ist, das heißt,
daß er in ihm und mit ihm der einzige Gott ist. Die Sendung
des Heiligen Geistes, der vom Vater im Namen des Sohnes [vgl. Joh
14,26] und vom Sohn "vom Vater aus" (Joh 15,26) gesandt
wird, offenbart, daß er zusammen mit ihnen der gleiche
einzige Gott ist. Er wird "mit dem Vater und dem Sohn
angebetet und verherrlicht". "Der Heilige Geist geht
vom Vater als dem ersten Ursprung aus und da dieser es ohne
zeitlichen Abstand [auch] dem Sohn schenkt, vom Vater und vom
Sohn gemeinsam" (Augustinus, Trin. 15, 26, 47). Durch die
Gnade der Taufe "im Namen des Vater und des Sohnes und des
Heiligen Geistes" sind wir dazu berufen, am Leben der
glückseligen Dreifaltigkeit teilzuhaben, hier auf Erden im
Dunkel des Glaubens und jenseits des Todes im ewigen Licht [vgl.
Credo des
Gottesvolkes]. "Der katholische Glaube ... besteht
darin, daß wir den einen Gott in der Dreifaltigkeit in der
Einheit verehren, indem wir weder die Personen vermischen noch
die Substanz trennen: eine andere nämlich ist die Person des
Vaters, eine andere die [Person] des Sohnes, eine andere die
[Person] des Heiligen Geistes; aber Vater, Sohn und Heiliger
Geist besitzen eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, gleich ewige
Erhabenheit" (Symbolum "Quicumque": DS 75).
Unzertrennlich in dem, was sie sind, sind die göttlichen
Personen auch unzertrennlich in dem, was sie tun. Doch im
gemeinsamen göttlichen Handeln äußert jede Person
der Dreifaltigkeit ihre Eigenart, vor allem in den göttlichen
Sendungen der Menschwerdung des Sohnes und der Gabe des Heiligen
Geistes. Was nun den Menschen betrifft, betete zwar der hl.
Paulus: "Gott ... heilige euch ganz und gar und bewahre
euren Geist, eure Seele und euren Leib unversehrt, damit ihr ohne
Tadel seid" bei der Wiederkunft des Herrn (1 Thess 5,23).
Die Kirche lehrt jedoch, daß diese Unterscheidung die Seele
nicht zweiteilt [vgl. 4. Konzil v. Konstantinopel 870: DS 657].
Mit "Geist" ist gemeint, daß der Mensch von
seiner Erschaffung an auf sein übernatürliches Ziel
hingeordnet ist [vgl. 1. Vatikanisches Konzil: DS 3005; GS 22,5]
und daß seine Seele aus Gnade zur Gemeinschaft mit Gott
erhoben werden kann [vgl. Pius XII., Enz. "Humani generis",
1950: DS 3891]. Richtig ist es daher, vom Menschen als einer
wunderbaren Komposition aus (einem) Leib und (einer)
unsterblicher Geistseele zu sprechen. Und was die Präsenz
Gottes im Menschen selbst betrifft, so ist es richtig, daß
es neben der allgemeinen Gegenwart Gottes auch eine besondere,
übernatürliche Gegenwart oder Einwohnung Gottes ist,
die darin besteht, daß Gott eine besondere, übernatürliche
Gnadenwirksamkeit entfaltet, so in der Seele des Gerechten (Joh
14,23; 1 Kor 3,16; 6,19), im Gotteshaus (Ps 131,13 f.) und im
Himmel (Mt 6,9). Einzigartig ist die Einwohnung Gottes in der
Menschheit Christi auf Grund der Vereinigung von menschlicher und
göttlicher Natur in der göttlichen Person Jesu Christi
(Kol 2,9: "In ihm wohnt die Fülle der Gottheit
wesenhaft"). Und bereits in der Seele des Gerechten wohnt
nun der Heilige Geist nicht bloß mittels geschaffener
Gnadengaben, die er spendet, sondern mit seiner ungeschaffenen
göttlichen Wesenheit. Die Heilige Schrift verbürgt die
Tatsache dieser persönlichen Einwohnung des Heiligen
Geistes, 1 Kor 3,16: "Wißt ihr nicht, daß ihr
ein Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt?"
(Vgl. Röm 5,5; 8,11; 1 Kor 6,19). Dies alles ist
geoffenbarte Wahrheit, und doch, wenn es auch ganz wahr ist und
wir es auch so nach dem Tode als wahr erkennen werden dürfen,
so reicht unser Sprechen doch nie an das Mysterium Gottes heran.
Gott ist über jedes Geschöpf erhaben. Wir müssen
deshalb unser Sprechen von ihm unablässig von allem
Begrenztem, Bildhaftem, Unvollkommenem läutern, um nicht den
"unaussagbaren, unbegreiflichen, unsichtbaren, unfaßbaren"
Gott (Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus, Hochgebet) mit
unseren menschlichen Vorstellungen von ihm zu verwechseln. Alle
Geschöpfe weisen eine gewisse Ähnlichkeit mit Gott auf,
insbesondere der Mensch, der nach Gottes Bild, ihm ähnlich
erschaffen ist. Darum widerspiegeln die vielfältigen
Vollkommenheiten der Geschöpfe (ihre Wahrheit, ihre Güte,
ihre Schönheit) die unendliche Vollkommenheit Gottes. Daher
können wir von den Vollkommenheiten seiner Geschöpfe
her über Gott Aussagen machen, "denn von der Größe
und Schönheit der Geschöpfe läßt sich auf
ihren Schöpfer schließen" (Weish 13,5). Wenn wir
auf diese Weise von Gott sprechen, drückt sich unsere
Sprache zwar menschlich aus, bezieht sich aber wirklich auf Gott
selbst, ohne ihn jedoch in seiner unendlichen Einfachheit zum
Ausdruck bringen zu können. Wir müssen uns bewußt
sein: "Zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf kann
man keine so große Ähnlichkeit feststellen, daß
zwischen ihnen keine noch größere Unähnlichkeit
festzustellen wäre" (4. Konzil im Lateran: DS 806).
"Wir können von Gott nicht erfassen, was er ist,
sondern bloß, was er nicht ist und wie sich die anderen
Wesen auf ihn beziehen" (Thomas von Aquin, s. Gent.
1,30).
Gerne stehe ich für weitere Fragen zur
Verfügung, Ihr Mag. Dr. Alexander Pytlik, Vizeoffizial
und Kirchenrektor
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