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Thomas Faul
hat diesen Beitrag hinzugefügt 2005-12-08 um
16:59:35
Lieber Padre!
Ich bin erst seit kurzem
wieder zur Kirche und zu Gott zurückgekehrt. Ich hatte meine
Seele schon verkauft. Jetzt ist meine Frage, die sich mir
stellt:
Wenn ich im Vater unser die Stelle "Und
führe uns nicht in Versuchung" bete, denke ich
immer an einen Fehler. Kann es sein, daß dieses Gebet
ursprünglich falsch übersetzt wurde?
Ich weiß
nur all zu gut um die Existenz des Teufels, und er ist es doch,
der versucht. Wäre es nicht richtig: "Und führe
uns DURCH die Versuchung" zu beten?
Vergelt?s
Gott Thomas
ANTWORT
PADRE ALEX: S. g.
Thomas! Eine falsche Übersetzung liegt nicht vor, aber ich
kann Sie auf den Katechismus
der Katholischen Kirche (den es jetzt auch als Kurzfassung
= Kompendium gibt - ein schönes Weihnachtsgeschenk!)
verweisen. Ab Nr. 2846 lesen wir zu der von Ihnen angeführten
Problematik im Abschnitt VI "Und führe uns nicht in
Versuchung":
Nr. 2846: Diese Bitte wurzelt in
der vorhergehenden, denn unsere Sünden sind die Früchte
unserer Zustimmung zur Versuchung. Wir bitten unseren Vater, uns
nicht in Versuchung zu "führen". Es ist nicht
einfach, den griechischen Ausdruck, der so viel bedeutet wie "laß
uns nicht in Versuchung geraten" (vgl. Mt 26,41) oder "laß
uns ihr nicht erliegen" in einem Wort wiederzugeben. "Denn
Gott kann nicht in die Versuchung kommen, Böses zu tun, und
er führt auch selbst niemand in Versuchung" (Jak 1,13);
Er will uns vielmehr davon befreien. Wir bitten Ihn, uns nicht
den Weg beschreiten zu lassen, der zur Sünde führt. Wir
stehen im Kampf "zwischen dem Fleisch und dem Geist".
So fleht diese Bitte des Vaterunsers um den Geist der
Unterscheidung und der Kraft (vgl. dazu auch die Nummern 164,
2516).
Nr. 2847: Der Heilige Geist läßt
uns unterscheiden zwischen der Prüfung, die im Hinblick auf
die hoffnungsvolle "Bewährung" (Röm 5,3-5)
zum Wachstum des inneren Menschen notwendig ist [Vgl. Lk 8,13;
Apg 14,22; 2 Tim 3,12], und der Versuchung, die zur Sünde
und zum Tod führt [Vgl. Vgl. Jak 1,14-15]. Wir müssen
auch zwischen "Versuchtwerden" und "der Versuchung
zustimmen" unterscheiden. Weiters entlarvt die Gabe der
Unterscheidung die Lüge der Versuchung: dem Anschein nach
ist ihr Gegenstand schön, verlockend und "köstlich"
(Gen 3,6), in Wahrheit aber führt er zum Tod (vgl. dazu auch
2284). "Gott will das Gute nicht aufzwingen, er will freie
Wesen ... Auch die Versuchung hat ihr Gutes. Niemand außer
Gott weiß, was unsere Seele von Gott erhalten hat, nicht
einmal wir. Aber die Versuchung bringt es an den Tag, um uns zu
lehren, uns selbst zu erkennen und so unser Elend zu entdecken;
und um uns zu verpflichten, für all das Gute zu danken, das
die Versuchung uns aufgedeckt hat" (Origenes, or. 29).
Nr.
2848: Einer Versuchung widerstehen zu können, verlangt
eine Entscheidung des Herzens. "Denn wo dein Schatz ist, da
ist auch dein Herz ... Niemand kann zwei Herrn dienen" (Mt
6,21.24). "Wenn wir aus dem Geist leben, wollen wir dem
Geist auch folgen" (Gal 5,25). In dieser "Zustimmung"
zum Heiligen Geist gibt der Vater uns die Kraft. "Noch ist
keine Versuchung über euch gekommen, die den Menschen
überfordert. Gott ist treu; Er wird nicht zulassen, daß
ihr über eure Kraft hinaus versucht werdet. Er wird euch in
der Versuchung einen Ausweg schaffen, so daß ihr sie
bestehen könnt" (1 Kor 10,13 - vgl. dazu auch Nr.
1808).
Nr. 2849: Nun aber ist ein Sieg in einem
solchen Kampf nur im Gebet möglich. Jesus besiegte den
Versucher von Beginn an (vgl. Mt 4,1-11) bis zum letzten Kampf in
seiner Todesangst (vgl. Mt, 26,36-44) durch das Gebet. So vereint
uns Christus in dieser Bitte zu unserem Vater mit Seinem Kampf
und Seiner Todesangst. Wir werden eindringlich ermahnt, in
Gemeinschaft mit Ihm unser Herz wachsam zu halten (vgl. Mk
13,9.23.33-37; 14,38; Lk 12,35-40). Wachsamkeit ist eine
"Wächterin" des Herzens. Jesus bittet für uns
seinen Vater mit den Worten: "Heiliger Vater, bewahre sie in
deinem Namen" (Joh 17,11). Ohne Unterlaß fordert uns
der Heilige Geist zu dieser Wachsamkeit auf (vgl. 1 Kor 16,13;
Kol 4,2; 1 Thess 5,6; 1 Petr 5,8). In der letzten Versuchung
unseres Kampfes auf Erden wird die Ernsthaftigkeit dieser Bitte
offenkundig; sie bittet um Beharrlichkeit bis zum Ende. "Siehe,
ich komme wie ein Dieb. Selig, wer wach bleibt" (Offb 16,15
- vgl. dazu auch die Nummern 540, 612, 2612, 162).
Mit
guten Adventgrüßen! Padre Alex - Mag. Mag. Dr.
Alexander Pytlik
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